von Svenja Paternoga, PTA des Jahres 2020
Endlich Sommer! Sonnenschein und wärmere Temperaturen lassen bei den meisten Menschen die Stimmung steigen. Ein Glück, dass nun nach einem langen Jahr der unfreiwilligen Abstinenz Reisen wieder erlaubt sind. Und selbst wenn der Kopf mit Ein- und Rückreisebestimmungen, etwaigen Testpflichten und Coronaregeln beschäftigt sein sollte, darf man nicht vergessen, sich auch im Hinblick auf die eigene Gesundheit und die seiner Liebsten gut auf den Urlaub vorzubereiten. Hier habe ich ein paar Empfehlungen für die Reiseapotheke zusammengestellt:
Schmerzmittel
Auch im Urlaub können plötzlich Kopf- oder Zahnschmerzen auftreten oder die Kinder zu fiebern beginnen. Deswegen gehört als erstes ein Fieber- und Schmerzmittel in der geeigneten Darreichungsform und Dosierung in die Reiseapotheke. Wirkstoffe, wie z.B. Acetylsalicylsäure, Paracetamol oder Ibuprofen, gibt es für Erwachsene in der klassischen Tablettenform. Für Kinder stehen von den beiden letztgenannten passend für das jeweilige Alter Saft, Zäpfchen oder Schmelztabletten zur Verfügung.
Magen- und Darmtherapeutika
Nicht selten leiden Kinder wie auch Erwachsene bei längeren Auto- oder Fährfahrten an Reiseübelkeit. Besonders wenn das Problem schon bei früheren Reisen aufgetreten ist, sollte man prophylaktisch agieren und 30 Minuten vor Reiseantritt ein Dragee oder Kaugummi mit Dimenhydrinat einnehmen bzw. kauen. Wenn Kunden in der Apotheke nach einer homöopathischen Alternative fragen, empfehle ich Cocculus D12 Globuli.
Durch ungewohnte Speisen oder übermäßige Völlerei am Hotelbuffet kann es zu Sodbrennen, Blähungen oder Völlegefühl kommen. Hier schaffen Tropfen mit pflanzlichen Extrakten, z.B. aus Kümmel, Kamille, Pfefferminze oder Bitterstoff-haltigen Arzneipflanzen Abhilfe. Auch vorportionierte Gelbeutel mit einer Kombination aus Natriumalginat und Kaliumhydrogencarbonat empfehle ich hier gern.
Bei Durchfall rate ich zu medizinischer Hefe oder – wenn es ganz schnell gehen muss und keiner Fieber auftritt – zu Loperamid.
Sollte man dagegen aufgrund der neuen, ungewohnten Umgebung zu Verstopfung neigen, können Reisende z.B. Dragees oder Zäpfchen mit Bisacodyl anwenden oder ein Miniklistier.
Haut
Je nach Reiseziel fällt einem vermutlich als erstes passender Sonnenschutz ein, wenn es um die Gesundheit geht. Für Kinder ist eine Creme oder Spray mit mindestens LSF 30, besser LSF 50, zu verwenden. Allergikern stehen spezielle emulgatorfreie Sonnenschutzmittel zur Verfügung. Wenn man sich dennoch einen leichten Sonnenbrand zugezogen hat, kühlen ein Thermalwasserspray oder pflegende Gele wohltuend die gereizte und gerötete Haut. Genügt das nicht, so kann eine freiverkäufliche Hydrocortison-Creme Linderung schaffen.
Für eine wirksame Mückenabwehr sorgen Sprays mit pflanzlichen Wirkstoffen wie Citridiol aus Eukalyptus citriodora oder auf chemischer Basis mit DEET, das auch in tropischen Gebieten ausreichend Schutz bietet. Wer den direkten Hautkontakt vermeiden möchte, kann zum Mückenschutz – zumindest in hiesigen Gebieten – auf Arm- bzw. Fußbänder mit austauschbaren Wirkstoffplättchen zurückgreifen. In den Tropen sollte man allerdings immer auf Nummer sicher gehen und die freie Haut komplett einreiben. Hat ein Insekt trotzdem gestochen, können geeignete Gele mit einem Antihistaminikum, oder im Fall einer stärkeren Reaktion auch Cremes mit Hydrocortison sowohl Juckreiz als auch Schwellung mildern.
Wund- und Verbandmittel
Für kleinere Verletzungen, z.B. Schürfwunden oder Blasen, empfiehlt es sich, immer Desinfektionsspray und (Blasen-) Pflaster dabeizuhaben. Auch kann eine Wundheilsalbe hilfreich sein.
Sonstiges
Nach meiner Erfahrung sind einzeldosierte Augentropfen mit Euphrasia ein wirksames Mittel bei gereizten oder leicht entzündeten Augen. Solche Reizzustände können schnell durch Klimaanlagenluft im Flugzeug und Hotel oder auch durch Kontakt mit Poolwasser entstehen. Deswegen gehören Augentropfen gegen Reizungen der Bindehaut in eine gute Reiseapotheke.
Um den Druckausgleich bei Start und Landung des Flugzeugs besser durchführen zu können, ist es ratsam, ein abschwellendes Nasenspray im Handgepäck parat zu haben.
Zwischen Reise- und Hausapotheke bestehen eigentlich keine allzu großen Unterschiede. Die meisten Produkte sollte man das ganze Jahr über für kleine Notfälle bereithalten. Die eine oder andere Ergänzung möchte ich an dieser Stelle aber noch anbringen, um die Hausapotheke zu vervollständigen.
Atemwege
Kündigt sich ein grippaler Infekt an, ist man dankbar, direkt die passende Medikation im Haus zu haben, um die Beschwerden vielleicht noch abwehren zu können. Um das Immunsystem zu stimulieren, empfehle ich den Kunden je nachdem Tropfen mit dem Darmbakterium Enterococcus faecialis oder pflanzliche wie auch homöopathische Präparate. Da eine Erkältung meistens mit Halsschmerzen beginnt, sollte man in der Hausapotheke Lutschpastillen mit antiphlogistischer und analgetischer Wirkung zur Hand haben. Bei Husten beruhigen beispielsweise Säfte mit Thymian oder Efeu den Hustenreiz und lösen auch festsitzenden Schleim in den Bronchien. Für die oberen Atemwege sind Präparate mit ätherischen Ölen oder Naturstoffen geeignet. Ein abschwellendes Nasenspray gehört immer in den Arzneischrank zu Hause.
Frauengesundheit
Je nach dem persönlichen Risiko für eine Infektion der Blase oder Vagina ist es dienlich, sofort mit der Therapie beginnen zu können. Frauen, die schon einmal von einer Zystitis oder Vaginalmykose betroffen waren, neigen oft zu Rückfällen. Auch wenn vielleicht noch ein Arztbesuch nötig wird, helfen durchspülende Tees und Dragees mit verschiedenen pflanzlichen Inhaltsstoffen (z.B. Meerrettich, Kapuzinerkresse, Goldrutenkraut, Bärentraubenblätter, Tausendgüldenkraut, Liebstöckel) gegen die ersten Anzeichen einer beginnenden Blasenentzündung.
Für Pilzinfektionen gibt es praktische Kombipackungen, die Vaginaltabletten und creme beinhalten.
Abschließend möchte ich noch auf den passenden Lagerort für Medikamente hinweisen – das gilt zu Hause genauso wie auf Reisen. Dieser sollte am besten kühl und lichtgeschützt sein, z.B. ein Schrank im Schlafzimmer. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit und den schwankenden Temperaturen ist das Badezimmer ungeeignet.
Es ist wichtig, regelmäßig die Verfallsdaten der Medikamente zu kontrollieren. Da es sich hier nicht wie bei Lebensmitteln um ein Mindesthaltbarkeitsdatum handelt, sind abgelaufene Produkte zu entsorgen und gegebenenfalls zu ersetzen. Die Entsorgung kann über die Restmülltonne erfolgen. Dabei muss aber sichergestellt sein, dass weder Kinder noch Haustiere Zugriff darauf haben.