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Fachartikel zum Thema: Wackelzähne vermeiden

von Britta Fröhling, PTA des Jahres 2014

Auf Einschulungsfotos ist sie beinahe obligatorisch: die Zahnlücke. Wenn sich irgendwann um das sechste Lebensjahr herum die ersten Milchzähne verabschieden, um den sogenannten Bleibenden Platz zu machen, sind Kinder stolz und freuen sich auf die Zahnfee. Doch was ist, wenn auch die bleibenden Zähne irgendwann den Halt verlieren?

Die Zähne des Dauergebisses sind fest verankert im Zahnhalteapparat, auch Parodontium genannt. Das Parodontium setzt sich aus dem Alveolarknochen, dem Zahnfleischrand sowie aus der Wurzelhaut und dem Wurzelzement des Zahns zusammen. Die Verankerung der Zähne kann allerdings Schaden nehmen, wenn es zum Erkrankungsbild der Parodontitis kommt –fälschlicherweise oft als Parodontose bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine bakterielle Entzündung, die anfangs nur das Zahnfleisch betrifft, unbehandelt aber zum Zahnverlust führen kann.

Zahnbelag als Ursache

Auf den Zähnen bildet sich natürlicherweise ein Belag, der aus unterschiedlichsten Bakterien, Speichel und Speiseresten besteht. Wird diese sogenannte Plaque nicht regelmäßig durch Zähneputzen entfernt, kann sich das Zahnfleisch (Gingiva) durch die Stoffwechselprodukte der Bakterien entzünden. Das Zahnfleisch schwillt an und beginnt, bei kleinsten Berührungen zu bluten. Wird die Ursache nun nicht durch eine gründliche Reinigung und die Behandlung der Entzündung behoben, schreitet der Befall weiter fort. Zuerst löst sich das Zahnfleisch vom Zahn, so dass kleine Taschen am Zahnhals entstehen. Das ist der Bereich, an dem der Zahnschmelz auf den Zahnzement trifft, der die Zahnwurzel überzieht. In diesen Taschen finden Bakterien optimale Bedingungen vor, um sich zu vermehren und die Entzündung weiter anzukurbeln.

Normalerweise ist der Zahnhals vom Zahnfleisch bedeckt und dadurch geschützt. Durch das Zurückweichen der Gingiva liegt er frei und ist empfindlich gegenüber äußeren Reizen wie Kälte und Hitze. Weicht das Zahnfleisch weiter zurück wird der Zahnhals sogar sichtbar; die Zähne wirken dadurch länger. Unbehandelt greifen die andauernden entzündlichen Prozesse auch auf den Kieferknochen über. Im Knochen kommt es zur Aktivierung der Osteoklasten, also der knochenabbauenden Zellen. Der Alveolarknochen bilden sich zurück, bis der Zahn im Endstadium seinen Halt verliert und ausfällt.

Nicht nur im Mund

Eine Parodontitis kann unbehandelt nicht nur zum Zahnverlust führen. Treten die Bakterien in die Blutbahn über, können sie im gesamten Körper Schaden anrichten. In Studien konnten deutliche Zusammenhänge für Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen festgestellt werden. Außerdem kann es zu einer Entzündung der Herzinnenhaut (Endokarditis) kommen. Parodontitis auslösende Bakterien können sich auch an künstlichen Gelenken anlagern und so für Entzündungen fernab der Mundhöhle sorgen.

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Konsequent behandeln

Oftmals zieht sich das Fortschreiten der Erkrankung über Jahre hin; es kann aber auch bei aggressiven Formen innerhalb von Wochen und Monaten zum Zahnverlust kommen. Deshalb ist eine konsequente und gründliche Behandlung durch den Zahnarzt wichtig. Im frühen Stadium kann eine gründliche Reinigung und Entfernung der festen Beläge durch den Zahnarzt ausreichen, um das übermäßige Bakterienwachstum zu stoppen. Die Entzündung der Gingiva klingt ab und sie kann sich wieder an den Zahn anlegen. Bei tiefen Zahnfleischtaschen muss das Zahnfleisch weiter vom Zahn abgelöst werden, um auch darunter liegende Plaque zu beseitigen und den Bakterien den Nährboden zu entziehen. Manchmal bringt der Zahnarzt auch ein lokales Antibiotikum in dem Bereich auf.

Mundhygiene

Um den Behandlungserfolg auf Dauer zu sichern, muss der Patient eine sehr gründliche Mund- und Zahnpflege betreiben. Zuerst werden die Zähne gründlich mit der Zahnbürste und Zahncreme geputzt, danach kommen Zahnseide und Interdentalbürsten zum Einsatz. Wer lieber mit der Reinigung der Zahnzwischenräume beginnen möchte, nutzt den Vorteil, dass die Zahnbürste dann die losgelösten Beläge direkt beseitigen kann. Wenn die bakterielle Belastung im Mundraum noch weiter reduziert werden soll, kann auch ein Zungenschaber angewendet werden. Die Anwendung führt bei einigen Menschen anfangs zu einem Würgereiz. Durch vorsichtiges Herantasten lässt dieser aber nach kurzer Zeit nach. Den Abschluss bildet die Anwendung einer desinfizierenden Mundspüllösung. Regelmäßige Prophylaxebehandlungen und Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt tragen ebenso dazu bei, ein Rezidiv zu verhindern.

Vorbeugen

Neben gründlicher Zahnpflege und halbjährlichen Kontrolluntersuchungen ist der Verzicht aufs Rauchen die beste Möglichkeit, das Risiko für die Erkrankung des Zahnhalteapparates zu minimieren. Diabetiker, Rheumapatienten und auch Schwangere sind besonders anfällig für die Entstehung einer Parodontitis. In der Apotheke können PTA diesen Kunden im Beratungsgespräch entsprechende Artikel zur Mundhygiene empfehlen und die korrekte Anwendung, insbesondere auch der Zahnseide erklären. Bei der Auswahl der Mundspüllösung ist eine gute Beratung gefragt, da nicht jede Lösung für die Daueranwendung geeignet ist, andere wiederrum keine desinfizierenden Inhaltsstoffe wie z.B. Chlorhexidin enthalten und somit für diesen Zweck ungeeignet sind. Wenn den Kunden die ganze Prozedur vielleicht auch etwas aufwändig erscheint: gründliche Mundhygiene sorgt dafür, dass Milchzähne die einzigen Wackelzähne bleiben.