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Fachartikel zum Thema: Hämorrhoiden

von Tanja Lorz, PTA des Jahres 2017

Hämorrhoiden – klein aber ohoooo

Zu zahlreichen Gesundheitsthemen erkundigt sich ein jeder auch gerne mal im privaten Umfeld, am Arbeitsplatz oder innerhalb der Familie. Nur wenn es um Hämorrhoiden geht, fragt man doch lieber in seiner Apotheke nach und hofft dort auf Diskretion und hilfreiche Unterstützung.

Gut zu wissen:

Hämorrhoiden sind im Grunde genommen sehr nützlich, denn sie dichten gemeinsam mit dem inneren und äußeren Schließmuskel den Enddarm ab. Nicht vorstellbar, wenn dieser Mechanismus nicht funktionieren würde! Von Hämorrhoidalleiden spricht man, wenn die eigentlich unauffälligen Hämorrhoiden vergrößert sind oder bei festem Stuhl oder starkem Pressen schmerzen. Häufig kommt es auch zu Juckreiz und im Verlauf der Erkrankung zu einem Hervortreten der Hämorrhoiden.

Die Erkrankung ist sehr häufig: Jeder Zweite ab 50 Jahren setzt sich irgendwann, eher leidgeplagt als gewollt, mit diesem Thema auseinander. Da ist es beruhigend zu wissen, dass man damit nicht alleine ist.

Guter Rat ist nicht teuer:

Die Apotheke ist in den meisten Fällen die erste Anlaufstelle für Betroffene. Hier wird (gerne auch im Beratungsraum) diskret und feinfühlig, durch das geschulte Apothekenpersonal gezielt auf das unangenehme Anliegen des Kunden eingegangen.

Im Gespräch ist Folgendes zu klären:

  • Wer ist betroffen? (Alter des Patienten)
  • Wie lange halten die Beschwerden schon an? Treten sie häufiger auf?
  • Hat ein Arzt die Beschwerden als Hämorrhoiden diagnostiziert?
  • Welche Beschwerden zeigen sich? (Juckreiz, Brennen, Blutungen, Schmerzen)
  • Wurden fühlbare Veränderungen festgestellt?
  • Wie stark sind die Beschwerden beziehungsweise Schmerzen? (Skala 1-10)
  • Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen? (Salben, Quellmittel, Hausmittel)
  • Welche Ursachen kommen in Betracht? (Gewohnheiten erfragen: Sitzende Tätigkeit, Sport, Trinkmenge)
  • Gibt es Grunderkrankungen? (Verstopfung, Allergie, Schwangerschaft)

Es gibt verschiedene ungefährliche Erkrankungen, die zu Beschwerden im Analbereich führen können. Für den Betroffenen ist eine Eigendiagnose nicht möglich. Deswegen sollte ein Kunde, der vermutlich ein Hämorrhoidalleiden hat, erst einmal zum Arzt geschickt werden sollte. Nicht zuletzt können Blutspuren am Toilettenpapier in seltenen Fällen von einer bösartigen Erkrankung herrühren.

Zur Überbrückung der Zeit bis zum Arzttermin kann das Apothekenpersonal dem Kunden ein Mittel gegen Schmerzen oder Juckreiz mitgeben. Untersuchungen mit Hilfe der Proktoskopie, Rektoskopie oder Koloskopie geben dem Arzt und dem Patienten Gewissheit. Handelt es sich tatsächlich um Hämorrhoiden, können sie – zumindest im Anfangsstadium – sehr gut selbst behandelt werden. Im fortgeschrittenen Stadium sind kleine chirurgische Maßnahmen meist sinnvoller.

Die Botschaft:

Wenn die Diagnose „Hämorrhoiden“ steht und klar ist, dass eine konservative Behandlung sinnvoll ist, haben wir in der Apotheke zahlreiche Produkte zur Verfügung, die wir im Beratungsgespräch empfehlen können.

Fragen nach dem Lebensstil geben Aufschluss darüber, was die Beschwerden möglicherweise noch begünstigt:

  • zu viel Fleisch
  • ballaststoffarme Ernährung
  • geringe Trinkmenge
  • Zigaretten- beziehungsweise Alkoholkonsum
  • sitzende Tätigkeit
  • Übergewicht
  • zu wenig Bewegung

 

Ein Konzept ist das Rezept:

Schnell wird deutlich, dass hier einige kleinere Veränderungen der persönlichen Gewohnheiten zur Verbesserung der Verdauung und des Hämorrhoidalleidens beitragen können. Damit werden die akuten Phasen seltener und kürzer.

Die Empfehlungen betreffen unterschiedliche Bereiche:

  • Ratsam ist eine ballaststoffreiche und sauermilchhaltige Ernährung. Auf dem täglichen Speiseplan sollte vor allem reichlich Gemüse und Obst stehen und wenig Fleisch. Ebenso sind zuckerhaltige Süßigkeiten, besonders Schokolade, deutlich zu reduzieren.
  • Werden der Zigaretten- und Alkoholkonsum herabgesetzt, die Spaziergänge mit dem Hund täglich verlängert, die Treppe statt Fahrstuhl genutzt, dann stellen sich mit etwas Geduld spürbare Verbesserungen ein.
  • Medikamentös lindern Cremes und Zäpfchen mit Gerbstoffen Juckreiz, Nässen, Brennen oder Schmerzen. Die Anwendung einer lokal betäubend wirkenden Creme vor der Stuhlentleerung nimmt die gefürchteten Schmerzen. Bei starken Beschwerden kann eine orales NSAR eine sinnvolle Ergänzung sein.
  • Reinigung mit Wasser und einer pH-neutralen Seife ist nach dem Stuhlgang ausreichend. Das Toilettenpapier sollte weich und ohne Duft- und Farbstoffe sein. Reinigungstücher sind nicht immer von Vorteil. Hier kommt es darauf an, Produkte zu wählen, die frei von Duft- und Konservierungsmitteln sind.
  • Ein Austrocknen der empfindlichen Analregion gilt es zu vermeiden. Der Schutzmantel der Haut soll bewahrt bleiben. Zur Pflege der Haut eignen sich Cremes mit Hamamelisextrakt und Schutzcremes, die durch den Gleiteffekt den Stuhlgang erleichtern und dem Elastizitätsverlust entgegenwirken. Viele Cremes wirken feuchtigkeitsregulierend und entzündungshemmend.
  • Der Patient braucht etwas Geduld. Aber spätestens nach 6 Wochen sollten die Beschwerden der Vergangenheit angehören. Ist das nicht der Fall oder haben sich die Beschwerden verändert, gehört der Patient zwecks weiterer Klärung wieder in die Hände des Arztes.
  • Sanfte verdauungsregulierende Maßnahmen dürfen langfristig beibehalten werden. Für Flohsamenschalen, lösliche Ballaststoffe, Macrogol oder Lactulose gibt es in der Empfehlung keine zeitlichen Beschränkungen. Sie unterstützen die regelmäßige und weiche Verdauung, die hauptsächlich und nachhaltig zu einer Verbesserung des Hämorrhoidalleidens und zu einem geringeren Verletzungsrisiko im Analbereich (Fissuren) beiträgt.