von Lorena Denoville, PTA des Jahres 2014
Plagegeister auf dem Kopf
Die Kopflaus ist ein flügeloses Insekt, dessen natürlicher Lebensraum – zu unserem Leidwesen – die Kopfhaut und die Haare des Menschen ist. Mit dem stillettartigen Fortsatz ihres Kopfes ritzt die Laus eine winzige Öffnung in die oberste Hautschicht und saugt daraus Blut. Unsere immunologische Reaktion auf die Inhaltsstoffe im Läusespeichel löst den bekannten Juckreiz aus. Kopfläuse sind ein Thema, zu dem uns Kunden in der Apotheke häufig um Rat fragen.
Man sagt, es gibt diese Plagegeister schon so lange, wie es Menschen gibt. Auch der Homo sapiens wurde bereits von einem Vorgänger der heutigen Kopflaus befallen. Dieser hat sich zu zwei Arten weiterentwickelt: eine, die nur den Menschen und eine, die ausschließlich Schimpansen befällt.
Lebenszyklus der Laus
Insgesamt durchläuft die Laus drei Entwicklungsstadien. In einem Zeitraum von etwa 18 bis 20 Tagen wandelt sie sich vom Ei (Nisse) über die Larve (Nymphe) zur geschlechtsreifen Laus.
Nach der Paarung legt eine weibliche Laus 30 Tage lang bis zu 10 Eier täglich und klebt diese an unsere Haare. Die Position der Nissen ist von der Laus klug gewählt: Dicht an der Kopfhaut sind sie vor großen Temperaturschwankungen und Austrocknung gut geschützt. Nach 7 bis 10 Tagen beginnt die schlupfbereite Nymphe im Ei, Luft anzusaugen und den Druck so zu erhöhen, dass das Ei aufbricht. Die Nymphe durchläuft dann drei Häutungen, bis sie nach etwa 8 bis 10 Tagen die Geschlechtsreife erreicht. Nach zwei weiteren Tagen beginnt die befruchtete weibliche Kopflaus dann mit der Eiablage. Nun beginnt alles wieder von vorn. Und damit nicht genug: Eine weibliche geschlechtsreife Laus kann auch ohne Befruchtung über den Weg der eingeschlechtlichen Fortpflanzung voll entwicklungsfähige Eier legen.
Kopfläuse machen eine sogenannte inkomplette Metamorphose durch. Das bedeutet, dass die frisch geschlüpfte Nymphe bereits wie eine fertige Laus aussieht, jedoch noch deutlich kleiner und durchscheinend ist.
Interessant: Kopfläuse atmen nicht wie wir Menschen über die Lungen, sondern besitzen 14 Atemöffnungen entlang ihres Körpers.
Kopfläuse sind nicht gefährlich, denn sie übertragen keine Erkrankungen. Dennoch sollte man sie zügig entfernen, da sie starken Juckreiz hervorrufen und sich schnell in der ganzen Familie ausbreiten.
Wichtig zu wissen: Läuse können weder fliegen noch springen, sondern sich nur krabbelnd fortbewegen. Dabei sind sie sehr geschickt und hangeln sich schnell an den Haaren entlang. Sie können den Wirt nur wechseln, wenn zwei Menschen ihre Köpfe nah beieinanderhaben. Deswegen verbreiten sich Kopfläuse auch unter Kindern so schnell, weil sie ihre Köpfe beim Spielen oft nah zusammenstecken. Wenn es dann im Kindergarten oder der Grundschule mal wieder zu einem „Kopflaus-Alarm“ kommt, sind alle Eltern aufgerufen, den Haaransatz ihres Kindes genau – am besten mit einer Lupe – zu inspizieren. Ausgewachsene Läuse sind etwa 3 mm groß und graubraun. Die weißlichen Nissen sind deutlich kleiner. Entdecken die Eltern bei der Kontrolle die winzigen Parasiten, sollten sie sich in der Apotheke ein Läusemittel und einen Läusekamm kaufen und mit der Behandlung beginnen.
Ich empfehle immer ein Läusemittel mit Dimeticon. Das hat eine physikalische Wirkweise und ist sehr gut wirksam und verträglich. Es benetzt die Nissen sowie Läuse rundum und verschließt deren Atemöffnungen, so dass die Tiere ersticken.
Für eine wirkungsvolle Behandlung ist es wichtig, sich genau an die vom jeweiligen Hersteller empfohlene Einwirkzeit zu halten und das Mittel sehr sorgfältig aufzutragen. Das heißt, alle Stellen des Kopfes und auch die gesamten Haarlängen müssen vollständig benetzt sein. Vor und nach der Behandlung das Haar sorgfältig mit dem Läusekamm durchkämmen. Der Läusekamm – auch Nissenkamm genannt – ist ein spezieller Kamm mit eng aneinander stehenden Zinken. An ihnen bleiben die Läuse beim Auskämmen hängen. Die Haare müssen sorgfältig, Strähne für Strähne, vom Haaransatz bis in die Haarspitzen durchgekämmt werden. Nach jedem Durchkämmen wird der Kamm auf einem Küchenpapier ausgestrichen.
Es ist wichtig und wird nach wie vor vom Robert Koch-Institut empfohlen, dass die Behandlung nach 8 bis 10 Tagen wiederholt wird, um auch möglicherweise noch nachgeschlüpfte Nissen endgültig zu erwischen. Befolgt man alle Anweisungen sind die Plagegeister dann eliminiert.
Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass es auch andere Läusemittel gibt, die zum Beispiel Pyrethrum, das aus Chrysanthemenblüten gewonnen wird, enthalten oder Permethrin, Mineralöl oder Neemextrakt.
Worauf ist noch zu achten?
Manchmal merke ich, dass es den Kunden furchtbar unangenehm ist, wenn sie ein Läusemittel in der Apotheke kaufen. Sie schämen sich dafür, denn manche glauben, dass es eine Folge mangelnder Hygiene ist, wenn jemand Läuse hat. Das ist definitiv falsch. Deswegen versuche ich, den Eltern ihre Scham zu nehmen und signalisiere, dass es ein ganz normales Problem ist, das eben vorkommt, wenn ein Kind in den Kindergarten oder die Schule geht.
Eltern müssen es der Schule oder dem Kindergarten melden, wenn ihr Kind Läuse hat. So ist es im Infektionsschutzgesetz geregelt. Die Meldung ist wichtig, um die Ausbreitung zu stoppen. So können dann alle anderen Eltern bei ihren Kindern kontrollieren, ob die Läuse sich möglicherweise schon verbreitet haben, und gegebenenfalls ein Läusemittel anwenden. Zum Gesundheitsamt muss aber kein Kontakt aufgenommen werden. Das übernimmt die Betreuungseinrichtung ohne Namen zu nennen. Nach der Erstbehandlung mit einem geeigneten Mittel darf das Kind wieder ganz normal in die Schule und den Kindergarten gehen.
Es ist übrigens nicht erforderlich, dass Eltern Möbel mit Insektenvernichtungsmittel einsprayen oder die Stofftiere der Kinder irgendwie behandeln. Eine Übertragung von Kopfläusen über Gegenstände ist sehr selten. Für ein gutes Gefühl empfehle ich den Eltern aber, Kämme und Bürsten mit etwas Seifenlösung gründlich zur reinigen und den Kopfkissenbezug und – in der kalten Jahreszeit – die Mützen zu waschen.